Beobachtungsbericht vom astronomischen Sommerlager (2014)

 

Kälte und ein durchwachsener Sommer – Das war die Wetterprognose die Meteorologen lange vor dem Start des ASL's verkündet hatten. Eine schlechte Nachricht für alle, die im Rahmen des astronomischen Sommerlagers (ASL) auf stockdunkle und klare Nächte zum Beobachten gehofft hatten. Wie auch sonst, fand sich in der Zeit vom 09.08. - 23.08.2014 eine Vielzahl an Hobbyastronomen im Sternenpark in Bischofsheim an der Rhön zusammen, um gemeinsam faszinierende Eindrücke des Nachthimmels zu gewinnen. Wir wollen im Folgenden kurz etwas von unseren Beobachtungen erzählen, um auch den interessierten Lesern möglichst intensive Einblicke zu geben.

 

Wir, das sind Nikolai Buchholz (15) und Nikolaj Steinkohl (15), beobachteten zu zweit mit einem 10“ Dobson, einem 24mm Maxvision Okular und einem 11mm ES. Zudem kam ein kleinerer Refraktor mit 70mm Öffnung zum Einsatz, der in der Beobachtungszeit als ständiger Mitführer der Objekte fungierte. Beobachtet wurde hauptsächlich am 12./19./20. und 21. August. In der ersten Woche störte der Mond mit seinem den Nachthimmel überflutenden Lichtpegel die Deep-Sky-Beobachtung erheblich! Auch wenn eine intensive Planung von Beobachtungen in Form einer Liste vorlag, mussten wir uns in den ersten Tagen mit helleren Objekten zufrieden geben. Hinzu kam die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die oftmals zum Beschlagen der Okulare führte und damit ein zusätzlicher Störfaktor war.

 

Über einige Sternhaufen und einem kurzen Ausflug zu M13, kamen wir zu Beginn unserer Beobachtungszeit zu den heiß begehrten Objekten M57 und M27. Mit zunehmender Dunkelheit und besser werdender Transparenz, beobachteten wir einige Galaxien, unter anderem die Whirpool-Galaxie M51. Deutlich sichtbar waren ihre Helligkeitszentren, doch an Spiralarme war aufgrund des Supermondes bei weitem nicht zu denken. Im gleichen Sternbild fand sich ein weiteres schönes Paar aus zwei Galaxien. So kam es zur Beobachtung von M81 und M82. Beide Galaxien waren direkt zu halten, wobei M82 seine imposante längliche Forme deutlich zeigte. Ihre Staubbänder blieben dem Beobachter im 11mm-Okular leider verborgen und von der in ihr zuletzt entdeckten Supernova-Explosion war erwartungsgemäß ebenfalls nichts zu sehen. M81 erschien als ovaler Nebelfleck, ohne erkennbare Strukturen.

 

Glücklicherweise stellte die Nacht vom 12.08. auf den 13.08. auch das Maximum des Perseidenstroms dar. Natürlich lenkte sich unsere Konzentration im Laufe der Nacht zunehmend mehr auf die beeindruckenden Sternschnuppen. Als wir um 22:48 auf unsere Beobachtungsliste blickten, sahen wir ein helles Aufleuchten der Umgebung, begleitend laute ,,Ooooo“ und ,,Aaaaa's“ der anderen Beobachter. Außerhalb unserer Beobachtungen fotografierte eine von uns aufgestellte Kamera durchgehend den Himmel, zu der wir nach Aufleuchten des Lichtblitzes, natürlich sofort gingen. Es zeigte sich, dass wir einen Boliden im Bild hatten, der leider durch einen Baum verdeckt wurde (siehe unten)! Ein beeindruckendes Erlebnis, dass zeigt welch schöne Momente und Fotos ein Strom aus Meteoren doch hervorrufen kann.

 

Die restliche Nacht blickten wir mit einem Feldstecher in die Milchstraße, die eindrucksvoll in Tausende Einzelsterne aufgelöst werden konnte. Momente, die man als Hobbyastronom einfach genießen muss, um ihre volle Faszination zu erfassen.

 

In der Nacht vom 19. auf den 20. August, wurde von 22:30 bis 04:30 beobachtet. Auf einer Schulnotenskala konnten das Seeing und die Transparanz mit einer 3 bewertet werden. Das erste Objekt dieser Nacht war der Cirrus-Nebel im Sternbild Schwan. Ein beeindruckender Supernovaüberrest eines explodierten massereichen Sterns. Die Ost-und Westseiten traten auch ohne Filter gut sichtbar hervor. Mit dem Einsatz des O-III zeigten sich die Nebel zunehmend zefranzt, und deutlich detailgetreuer als ohne Filtereinsatz. Zwischen West- und Ostseite konnte die Filamentstruktur Pickering's Triangular Wisp gut sichtbar ausfindig gemacht werden.

 

Im Anschluss beobachteten wir die Andromeda-Galaxie (M31), wo wir uns planmäßig auf die Suche nach NGC 206 begeben haben. Ein offener Sternhaufen in einem der Spiralarme, der aufgrund seines kompakten Aussehens auch in kleineren Instrumenten unter sehr guten Verhältnissen gesichtet werden kann. Wir sahen indirekt eine erhöhte Helligkeitskonzentration an der Stelle. Die Beobachtung von NGC 206 gilt bei uns bislang trotzdem noch als ungesichert! M31 erscheint als heller Fleck mit gut erkennbarem Helligkeitszentrum und seitlich auslaufenden Gasarealen.

 

Kurz darauf machten wir uns, an das vermutlich schwierigste Objekt, dass wir im Rahmen des ASL's unter dunklem Himmel und guten Verhältnissen beobachten wollten. Wir nahmen uns vor, G1, einen Kugelsternhaufen in der 2,5 Mio. Lichtjahre weit entfernten Galaxie M31 zu finden. Das hellste Mitglied in der lokalen Gruppe seiner Art. Es mag zunächst verwirrend wirken, einen nur 42 Lichtjahre großen Kugelsternhaufen auf 2,5 Mio. Lichtjahre Entfernung zu sehen, wir waren uns bei einer scheinbaren Helligkeit von 13,48 mag. jedoch einig, das Objekt zumindest indirekt kurz aufblitzen zu sehen. Als wir die Position ausfindig gemacht hatten, sahen wir zunächst nichts! Bei einer längeren Beobachtung sah einer von uns die markante Dreier-Sternformation indirekt tatsächlich kurz aufleuchten. Die Beobachtung galt bis dato trotzdem als ungesichert.

 

Weiter ging es zunächst mit der Dreiecksgalaxie M33, die im 10 x 50 Feldstecher bereits recht auffällig war. Im 10“ kam es zu einer deutlichen Erhöhung der Helligkeit und Steigerung des Kontrastes. Auch hier, nahmen wir uns vor ein extragalaktisches Objekt zu sehen. Die H-II-Region NGC 604 konnte von beiden Beobachtern auch ohne Kenntnis der genauen Position gesichtet werden. Eine Beobachtung die als gesichert gilt! In dieser Nacht sahen wir erneut die wechselwirkende Galaxie M51, die sich 7 Tage nach der ersten Beobachtung deutlich detailreicher zeigt. Beide Helligkeitszentren sind nun noch deutlicher, und auch die Spiralarme können indirekt desöfteren angedeutet werden.

 

In den frühen Morgenstunden kam es mit Anbeginn der astronomischen Dämmerung zur visuellen Schätzung einiger Pulsationsveränderlicher Sterne. Nach Abschluss dieser Sichtungen, legten wir uns nach einer unvergesslichen Beobachtungsnacht erschöpft schlafen.

 

Weiter geht es mit dem 21. August, wo wir von 01:40 bis 02:40 in einer großen Wolkenlücke beobachten konnten. Aufgrund der sehr schlechten Transparenz beschlossen wir zunächst, einen offenen Sternhaufen aufzusuchen. NGC 6811 (Loch im Haufen) erschien als sehr schöner symmetrischer Ring aus Sternen, in dem das ,,Loch“ deutlich zu erkennen war. Unmittelbar danach, hielten wir nach ein paar Galaxien Ausschau. Unter anderem kam es zur Sichtung der Edge-On-Galaxie NGC 891. Zugegebenermaßen waren wir etwas enttäuscht, da wir mit mehr Detailreichtum gerechnet hatten. Zumindest indirekt ist ihre Elongation sichtbar, aber ein Staubband suchten wir vergebens. Kurz danach, zog es leider schon wieder zu.

 

In unserer letzten Beobachtungsnacht, die vom 21. auf den 22.08. zwischen 22:00 und 04:30 stattfand, nutzen wir die letzte Gelegenheit intensiv nach Deep-Sky-Objekten zu suchen. Zunächst stand NGC 7662 (Blue Snowball) auf dem Plan. Ein planetarischer Nebel, der im 10“ als blau-türkiser kompakter Nebelfeck gesichtet werden konnte. Wir dachten zunächst an einen Stern, doch die Position im Okular verriet, dass es sich tatsächlich um das von uns gesuchte Objekt handelte. Im 11mm-Okular deutete sich trotz Schwächung der Farbe sogar ein kleinerer Halo an.

 

Kurz darauf kam es zur Beobachtung von M11, dem Wildentenhaufen im Adler, der aufgelöst in unzählige Sterne und abgegrenzt von seiner Umgebung ein wunderschönes Beobachtungsobjekt darstellt. Ein kurzer Schwenker offenbarte uns einen extrem rötlichen Stern der etwa 7. Größenklasse. Es handelte sich laut Ansicht der Sternkarten um V Aql. Ein Kohlenstoffstern, der kurz vor dem Ende seines Daseins steht, und von uns schon letztes Jahr beobachtet wurde. Es war zugegebenermaßen ein sehr schöner Anblick einen derart roten Körper im Meer von unzähligen blauen und weißen Sternen zu sehen.

 

Der Herkuleshaufen M13 konnte ohne weitere Hilfsmittel in Hunderte Einzelsterne aufgelöst werden. Kurz darauf kamen wir zu M56, einem sehr kleinen und konzentrierten Kugelsternhaufen auf der Verbindungslinie zwischen Sheliak und Albireo. Er erschien kleiner und konzentrierter als M13, war jedoch trotzdem schön anzusehen, da seine Randbereiche in Einzelsterne aufgelöst werden konnten.

 

Das letzte beobachtete Objekt dieser Nacht, kam am 19.08. bereits schon einmal ins Sichtfeld unseres Okulars. Doch in dieser Nacht starteten wir gegen 01:00 erneut den Versuch, den Kugelsternhaufen G1 in der Andromeda-Galaxie aufzufinden. Diesmal lenkte sich unsere ganze Konzentration nur auf dieses Objekt. Wir haben Monate damit verbracht über Sichtungen zu spekulieren und genaue Aufsuchkarten zu erstellen. In dieser Nacht wollten wir es nun wissen! Nach 10 Minuten Aufsuchzeit hatten wir die Position von G1 schließlich ausfindig gemacht. Im 24mm Okular sahen wir an der Stelle des 13,48 mag. hellen Objektes kurz etwas aufblitzen, worauf wir uns nach 20 Minuten weiterem intensiven beobachten, auf 113-fache Vergrößerung steigerten. Nun erkannten wir die Dreierformation an dessen Spitze G1 mit zwei engen Begleitern liegen sollte, sehr deutlich. Indirekt konnte sie dauerhaft gehalten werden. Wir waren uns sogar sicher, den Stern an der Stelle von G1 als nicht stellar wahrgenommen zu haben! Eine insgesamt beeindruckende Beobachtung, der wir uns noch eine weitere halbe Stunde widmeten. Die Sichtung von G1 erfolgte um 01:21. Für beide Beobachter war es ein unbeschreibliches Gefühl, einen Kugelsternhaufen 2,5 Mio. Lichtjahre weit entfernt ausfindig gemacht zu haben. Eine Beobachtung die wir beide definitiv nie vergessen werden! Wir entspannten die restliche Nacht bis zur astronomischen Dämmerung und gingen morgens, gegen 05:00 Uhr mit grinsender Miene ins Bett.

 

 

Anmerkung: Dieser von uns gefertigte Bericht ist bereits im VDS-Journal erschienen (Ausgabe 49 II/2014)