Ein Lichtermeer am Himmelszelt – Astronomische Beobachtungen im ASL

 

Das diesjährige astronomische Sommerlager (ASL) fand vom 28.07.2018 bis zum 12.08.2018 im Schullandheim Heubach im Bundesland Thüringen statt. Dort waren alle Bedingungen angerichtet um unter dunklem Himmel und abgelegener Natur astronomische Beobachtungen durchzuführen.

Bei dem ASL handelt es sich um ein unter der Schirmherrschaft der VdS stehenden Treffens für astronomisch-interessierte Jugendliche, die für zwei Wochen gemeinschaftlich AG's besuchen, wissenschaftlichen Vorträgen lauschen und miteinander den Sternenhimmel beobachten. Wir, das sind Nikolai Buchholz (19) und Nikolaj Steinkohl (19) waren auch in diesem Jahr Teilnehmer. Wir fertigten bereits im Jahr 2013 einen ausführlichen Bericht zu unseren damaligen Beobachtungen an (vgl. VdS-Journal, Ausgabe 49 (II/2014 S.65)). Im Folgenden möchten wir erneut die Impressionen aus dem vergangenen ASL resümieren.

 

Die ersten beiden Tage trübte starke Bewölkung unsere Hoffnung auf detailreiche astronomische Beobachtungen. Erst am 30.07. war es uns das erste Mal möglich, die auf dem Gelände stehende Sternwarte mitsamt Kuppel in Betrieb zu nehmen. Für die Benutzung des etwa 5“ großen Zeiss-Refraktors musste vor Beginn der Beobachtung ganze Arbeit geleistet werden. Das Kuppeldach öffnete sich indes erst nachdem es mühsam angekurbelt wurde.

 

Am selben Abend beobachteten wir den Jupiter. Im Refraktor zeigten sich der Große Rote Fleck (GRF) und die angrenzenden Hauptbänder deutlich. Selbst beim Mars waren wir uns trotz des schlechten Seeings sicher, zumindest indirekt die vereiste Polkappe „aufblitzen“ zu sehen.

 

Am 02.08. wagten wir uns nach ersten Erfolgen erneut in die Kuppel. Tatsächlich beobachteten wir an jenem Abend auch den Transit des Jupitermondes Io und den dazugehörigen Schattenkegel auf der Jupiterscheibe. Anschließend schätzte Nikolai außerhalb der Kuppel mit seinem 8“-Newton Reflektor die Helligkeit einiger veränderlicher Sterne.

 

Mit Einbruch der stockfinsteren Nacht gingen wir noch am selben Abend unverzüglich zur Beobachtung diverser Deep-Sky-Objekte über. Neben dem 8“-Teleskop kam dabei auch der zu Jan Beckmann gehörende 10“-Newton-Reflektor zum Einsatz.

 

Die Galaxien M81 und M82 zeigten sich im 8“ bereits gut strukturiert und in scharfer Abgrenzung zum Himmelshintergrund. Der großflächige offene Sternhaufen NGC 7789 konnte bei 80-facher Vergrößerung in etliche Einzelsterne aufgelöst werden, die homogen verteilt erschienen. Selbst im 8x50-Feldstecher war er in der Kassiopeia als diffuser Nebelfleck zu erkennen.

Im Sternbild Schwan befindet sich ein markanter Supernovaüberrest. Der Cirrusnebel trat mit Einsatz des O-III-Filters im 10“ Reflektor deutlich hervor. Die Ost- und Westseite sowie Pickular's Triangular Wisp waren gut konturiert.

Im Schwan kam es darüber hinaus zur Beobachtung von NGC 6888. Inmitten des Nebels befindet sich ein Wolf-Rayet-Stern, der bedingt durch seine Instabilität enorme Massenverlustraten zu verzeichnen hat. NGC 6888 trat vor allem bei indirektem Sehen und auch ohne Filtereinsatz gut hervor. Er erschien oval und diffus wobei die Nordkante des Nebels deutlich ins Auge fiel.

 

Im Sternbild Pfeil beobachteten wir den Kugelsternhaufen M71. Mit Einsatz des 8“ und 120-facher Vergrößerung lösten wir das verhältnismäßig schwache Objekt in diverse Einzelsterne auf. Der freiäugig sichtbare Saturn konnte im 8“-Reflektor detailliert beobachtet werden. Die Cassini-Teilung war bereits bei geringster Vergrößerung zu sehen. Im direkten Umfeld wagten wir einen Abstecher zum Lagunen- und angrenzenden Triffidnebel. Beide Objekte waren bereits im Feldstecher auffällig.


Der Wildentenhaufen M11 erschien am Schwanz des Adlers sehr konzentriert und konnte im 8“-Reflektor bei 80-facher Vergrößerung in Hunderte Einzelsterne aufgelöst werden. Nach einer etwa halbstündigen Verschnaufpause machten wir uns dann an die Beobachtung des im Sternbild Kassiopeia auffindbaren Kometen 21/P Giacobini-Zinner. Er erschien schwach im Feldstecher, zeigte im 8“-Reflektor bereits einen sehr stellaren Kern und einen gut ausgeprägten Schweifansatz, der im Okular südwestlich auslief. Seine Helligkeit schätzten wir auf grob 9 mag..

 

Wir beendeten die recht lange Beobachtungsnacht gegen 03:00 Uhr mit der Beobachtung des extragalaktischen Kugelsternhaufens G1. Im 10“-Reflektor war der Haufen in einer Dreieck-Konstellation aufzufinden. Er erschien bei 120-facher Vergrößerung als kleiner, diffuser Fleck. Erschöpft und befriedigt durch die zahlreichen Beobachtungen legten wir uns anschließend schlafen.

 

Bereits am 05.08. führte uns der wolkenlose Himmel erneut unter das paradiesische Firmament. Der zunehmend schwächer werdende Mond begünstigte zunehmend intensive Deep-Sky-Beobachtungen. Folglich suchten wir in jener Nacht eine Vielzahl planetarischer Nebel und Galaxien auf.

 

Beginnend beim planetarischen Nebel NGC 40, der im Sternbild Kepheus als kleiner gut abgegrenzter Nebelfleck erschien, setzten wir unsere Beobachtungen mit der Galaxie NGC 7332 fort. Sie erschien im 8“-Reflektor als Edge-On-Galaxie mit deutlichem Helligkeitszentrum und schwach auslaufenden Gasgebieten. In unmittelbarer Nähe sichteten wir eine ästhetische Sternenaufreihung.

 

Im Sternbild Andromeda wagten wir uns an die Galaxie NGC 891. Ihr markantes Staubband fiel bei hoher Vergrößerung und indirektem Sehen deutlich ins Auge. Der planetarische Nebel NGC 6543 erschien schon in der Übersichtsvergrößerung als merklich türkiser Nebel. Mit steigender Vergrößerung kam die elongierte Form deutlicher zum Vorschein wobei die Farbe des Nebels zunehmend verblasste.

 

Im weiteren Verlauf der Nacht beobachteten wir viele Meteore und einen rauchigen Boliden mit sattem Grün. Wir machten es uns auf naheliegenden Steinen bequem und verfolgten das ästhetische Band der Milchstraße mit dem Feldstecher.

 

Kurz darauf erblickten wir im 8“-Reflektor die Galaxie NGC 7217. Sie erschien diffus und erinnerte auf den ersten Blick an einen Kugelsternhaufen. Ausgehend vom hellen Zentrum lief das Objekt fast in den Himmelshintergrund aus ehe die Helligkeit zum Rand hin wieder deutlich anstieg. Die letzte Beobachtung des Abends wurde dem rund 3 Milliarde Lichtjahre entfernten Quasar KUV 18217+6419 vergönnt. Das Aufsuchen im Sternbild Drache gestaltete sich kompliziert und war nur mithilfe einer Detailkarte möglich. Schließlich erblickten wir den Quasar im 10“-Reflektor unter hoher Vergrößerung. Er war in einer Sternenkonstellation angeordnet, deren Form an das Sternbild Kassiopeia erinnerte. Seine Helligkeit konnte auf etwa 14,3 mag. geschätzt werden.

 

Das Wetter genehmigte uns am 06.08. die letzte gänzlich brauchbare Nacht. Dort beobachteten wir unter anderem die planetarischen Nebel NGC 6905 und NGC 7027. Ersterer erschien im 8“-Reflektor sehr diffus und rund. Indirekt war zu erkennen, dass der Gasnebel an einer Stelle konzentriert erschien. NGC 7027 fiel durch sein intensives Türkis ins Auge. Insgesamt erschien das Objekt jedoch hell, kompakt und weitestgehend strukturlos.

 

In der gleichen Nacht fiel unser Augenmerk auf die Galaxie NGC 7331. Es konnte ein Helligkeitszentrum mit seitlich auslaufenden Gasarealen gesichtet werden. Unweit dieser Position gelang uns ein „Ausflug“ zu Stephan's Quintett. Indirekt waren wir uns unter hoher Vergrößerung sicher, drei Galaxien gesichtet zu haben. Die Galaxie NGC 7640 erschien im 8“-Reflektor sehr schwach, indirekt jedoch stark elongiert. Sie markierte das Ende unserer nächtlichen Beobachtung.

 

Zusammenfassend gelangen uns auch im diesjährigen ASL 2018 eine Vielzahl von interessanten und reizvollen Beobachtungen. Trotz unseres zarten Alters von 19 Jahren scheint es bislang noch nicht so, als würde uns die unendliche Vielfalt und Dynamik des Kosmos in absehbarer Zeit vom faszinierendsten Hobby des gesamten Universums abbringen können ...