Quasare, Magnetare und Pulsare oder auch ,,exotische Objekte"

 

Ohne Zweifel, ist die Astronomie für alle Mitglieder der Website und vermutlich auch den Lesern dieses Textes, ein überaus interessantes wissenschaftliches Forschungsfeld. Nicht selten ist die Rede vom Erkunden „ferner Welten in den Tiefen des Alls“ oder von „spektakulären Prozessen“ und ,,gewaltigen Ereignissen“. Und selbstverständlich, erweisen sich diese Behauptungen im Nachhinein ungeachtet der Tatsache, dass sie hin und wieder etwas übertrieben formuliert werden, auch als richtig.

 

Bei aller Faszination für das Hobby, stößt man nach der oberflächlichen Betrachtung von diesen Dingen schnell in „tiefere Welten“ vor und wird häufig mit einem Wortsalat aus zunächst unkenntlichen Begriffen konfrontiert. Da ist plötzlich die Rede von Quasaren, Magnetaren oder Pulsaren...

Was soll das bitte sein? Der folgende Text widmet sich ausschließlich diesen drei Objekttypen, wenn es abgesehen von ihnen natürlich auch noch einige weitere gibt (zb. Weiße Zwerge etc.) Wir wollen versuchen, der physikalischen Natur dieser Objekte nachzugehen und lernen zu verstehen, wie sie sich astronomisch beschreiben lassen.

 

Unseren Anfang wagen wir bei den Quasaren. Im Wort Quasar, ist das Wort „quasi“ enthalten. Quasi meint in der Regel ,,so ähnlich wie“ oder „fast dasselbe“. Diesen Namen trägt der Objekttypus mit dem wir uns nun befassen nicht zu Unrecht. Zum besseren Verständnis ist aber noch eine kleine Vorgeschichte notwendig:

 

Astronomen beobachteten vor längerer Zeit einen schwach glimmenden Stern. Er war nur in leistungsstarken Teleskopen ausfindig zu machen und sollte mithilfe seines Spektrums auf unterschiedliche Zustandsgrößen untersucht werden. Als man das Licht des Sterns in einem Spektrographen in seine Einzelteile zerlegte, stellte man jedoch fest, dass die sogenannte Rotverschiebung des Objekts bereits kosmologische Werte annahm. Die Rotverschiebung ist ein kosmologischer Effekt, der durch die große Entfernung der Objekte zum Beobachter bedingt ist. Aufgrund des Doppler-Effekts vergrößern sich nämlich die Wellenlängen von Objekten, die sich von uns entfernen und werden daher in den roten Teil des elektromagnetischen Spektrums verschoben.

Mit zunehmender Entfernung vom Objekt, wird diese Rotverschiebung immer größer. Umgekehrt gilt das natürlich auch. Eine hohe Rotverschiebung von Objekten, lässt ebenso auf eine große Entfernung zu ihnen schließen.


Aus dem Spektrum des Sterns ließ sich nun eine Rotverschiebung ablesen die einer Entfernung von sage und schreibe 2 Milliarden Lichtjahren entsprach! Das Objekt erschien jedoch mit einer für die Entfernung unerwartet großen Helligkeit von 12,9 mag. am Himmel. Folglich muss es sehr leuchtkräftig sein. Aus diesen Werten, errechnet sich die tatsächlich vom Objekt ausgehende Leuchtkraft. Das Ergebnis: 4 Billionen Sonnenleuchtkräfte. Ausgeschrieben bedeutet es, dass das Objekt 4 000 000 000 000 * so hell wie die Sonne ist. Es handelt sich offenbar um ein wahrlich exotisches Objekt, das nach allem was wir bisher wissen, selbstverständlich kein Stern sein kann. Ein Stern mit solchen Leuchtkräften würde binnen sekundenbruchteilen aus der Gleichgewichtskonfiguration geraten und sich auflösen. Was aber ist es dann, dieses mysteriöse Objekt, das am Himmel aussieht wie ein Stern offenbar aber doch keiner sein kann?

 

Wir kommen der ganzen Sache etwas näher wenn wir Rückschlüsse auf die Größe des Bereichs ziehen können, aus dem die 4 Billionen Sonnenleuchtkräfte kommen. Über sogenannte quasiperiodische Oszillationen in der Helligkeitskurve und einer entsprechenden Fourier-Analyse, kann man die Größe des Raumbereichs ziemlich genau bestimmen. Die oben genannten Leuchtkräfte, entstammen aus einem Gebiet, dass nur doppelt so groß ist wie das Sonnensystem. Was müssen wir jetzt erklären können?

 

1. Wie kann es sein, dass aus einem Raumgebiet welches den doppelten Durchmesser unseres Sonnensystems aufweist, eine Leuchtkraft von 4 Billionen Sonnen gespeist werden kann?

 

Die einzig mögliche Erklärung, ist unter der Verwendung der wohl berühmtesten Gleichung der Welt zu finden. Einsteins spezielle Relativitätstheorie, ließ schlussfolgern, dass die Energie äquivalent zur Masse ist. Dabei gilt: E = mc². Der Prozess der zeitlichen Umwandlung von Masse in Energie, ist die einzige Möglichkeit die genannten Leuchtkräfte theoretisch so zu erklären wie es die Beobachtungen einfordern. Nur wie genau funktioniert das?

 

Ausgangspunkt dieser Umwandlung ist der Kern einer Galaxie. Der wird im Wesentlichen gebildet, durch ein supermassereiches Schwarzes Loch, dass mehrere Hundert Millionen und manchmal sogar einige Milliarden Sonnenmassen schwer sein kann. Das Gravitationsfeld eines solchen supermassereichen Loches ist sehr groß, allerdings im Wirkungsbereich wie jedes andere örtlich begrenzt, wenn es nach dem 1/r² Gesetz auch unendlich ausgedehnt ist. Das Gravitationsfeld wächst allgemein mit steigender Masse an. Wirklich interessant sind erst die Konsequenzen, die sich im jetzigen Kontext daraus ergeben. Für die Erzeugung der Leuchtkräfte, bedarf es im Wesentlichen zwei verschiedener Komponenten:

 

  • das supermassereiche Schwarze Loch

  • Materie in Form von Gas und Staub

 

Letztere ist es, die heute nachweislich bis zu einem gewissen Prozentsatz in Energie umgewandelt werden kann. Ist genügend Gas und Staub in der Nähe des Kernbereichs einer Galaxie vorhanden, so wird das umliegende Gravitationsfeld, Schwerkräfte auf diese Materie ausüben. Als Folge, wird sie sich in Richtung des Schwarzen Loches im Zentrum begeben. Weiterhin entscheidend ist die Tatsache, dass eben jene Gasmassen in nahezu jedem Fall einen Eigendrehimpuls besitzen und dieser im Kosmos örtlich und zeitlich unabhängig aufrecht erhalten werden muss. In abgeschlossenen Systemen ist der Drehimpuls nämlich eine Erhaltungsgröße und das Gas kann nicht einfach auf das Loch fallen, wenn es den benannten Drehimpuls noch besitzt. Stattdessen kommt es nun zur Ausbildung einer sogenannten Akkretionsscheibe. Eine ringförmige Fläche um das Schwarze Loch herum, in der sich die Materie nun fast in einer Ebene ansammelt. Hier finden wir die Antwort, auf die eingangs gestellte Frage.

 

Noch immer ist die Ausgangssituation für weitere Überlegungen folgende: Ein supermassereiches Schwarzes Loch besteht als Zentralobjekt im Mittelpunkt einer ringförmigen, weit ausgedehnten Fläche die nun durch das Gravitationsfeld des Lochs beeinflusst wird. Gravitationsfelder beschleunigen Massen, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bereiche die sich nahe am Loch befinden, aufgrund der stärkeren Gravitationsbeschleunigungen insgesamt schneller rotieren, als die Bereiche die sich weiter außen in der Scheibe befinden. Der innere Teil dreht sich schneller als der äußere. Die dabei einsetzenden Reibungsprozesse in der Scheibe führen eine allgemeine Aufheizung herbei. Die Emission elektromagnetischer Wellen ist als eine Konsequenz dieser durch die Akkretion bedingten Aufheizung zu deuten.

 

Nach dem Wienschen Verschiebungsgesetz besteht dabei eine eindeutige Beziehung zwischen der Temperatur die ein Körper hat, und der Wellenlänge in der er strahlt. Gas, das mehrere Millionen Grad Celsius heiß ist strahlt im Röntgenbereich und genau da beobachtet man schließlich die Quasare. Diese Prozesse sind qualitativ und quantitativ soweit gut verstanden. Durch die angehenden Reibungsmechanismen innerhalb der Scheibe, werden große Teile des Drehimpulses in Strahlung umgesetzt. Folglich kann das Gas schließlich Stück für Stück auf das Loch nachfallen.

 

Entscheidend ist aber auch, dass überhaupt Materie „nachkommt“ wenn ein Quasar über entsprechende Zeitskalen am Leben gehalten werden soll. Zum besseren Verständnis dieser Tatsache, nimmt man im Allgemeinen an, dass ein riesiger Staubtorus als treibender Motor der einfallenden Gasmassen mitverantwortlich dafür ist, wie viel Gas in Form von Akkretion schließlich in Strahlungsprozessen umgewandelt werden kann. Neben diesem Staubtorus, der bei seiner Existenz selbstverständlich auch fortwährend „aufgefüllt“ werden muss, ist es aber auch möglich, dass Galaxien insbesondere in Phasen heftiger Aktivität dazu neigen aktive galaktische Kerne zu entwickeln.

 

Möglich ist das, wenn es zur gravitativen Wechselwirkung zweier oder mehrerer Galaxien untereinander kommt und sich Störungen im Gravitationspotenzial in einer weiträumigen galaktischen Umstrukturierung des interstellaren Gases niederschlagen. Zuletzt ist auch die Masse des supermassreichen Lochs selber mit dafür verantwortlich, ob sich bei vorhandener Materie im Galaxienzentrum nur ein eng begrenztes Gebiet mit leicht erhöhten Strahlungswerten ausbildet oder ob es zur Entstehung eines Quasars kommt. Auch die Frage ob eben jenes Schwarze Loch rotiert hat einen Einfluss darauf, wie viel Gravitationsenergie der sich ausbildenden Scheibe tatsächlich auch in Strahlung umgewandelt werden kann.

Wie immer bestimmen auch hier viele verschiedene Prozesse die physikalischen Eigenschaften der AGN (active galactic nucleus). Kurz und knapp zusammengefasst: Als Quasar bezeichnet man das sehr leuchtkräftige Zentrum von aktiven Galaxien. Aufgrund der Umwandlung von Masse in Energie, innerhalb der Akkretionsscheibe um ein massereiches Schwarzes Loch, strahlt ein Quasar in verschiedenen Wellenlängenbereichen hohe Mengen an Energie ab.

 

Unser Weg durch den „Irrgarten“ exotischer Objekte führt uns direkt an den nächsten unbekannten Typus heran: Pulsare. Das waren doch wirklich sehr komische Dinger, die Astronomen ab dem Jahr 1967 genauer ins Visier nahmen, und sie sind es wohl auch heute noch. Der Begriff des Pulsars suggeriert uns, dass es sich um etwas handelt, dass vielleicht analog zu pulsationsveränderlichen Sternen rhythmisch kontrahiert und wieder expandiert. Doch das ,,Puls“ in Pulsar rührt nicht etwa von der Pulsation selber her, sondern vielmehr von einem zeitlich präzise wiederkehrenden Strahlungssignal. Ironisch ist dabei auch, dass die Entdeckerin des ersten Pulsars Jocelyn Bell, nur rein zufällig auf den ersten seiner Art traf, und ursprünglich an Quasaren forschte ;)

 

Sie detektierte während einer Durchmusterung des Himmels im Sternbild Füchschen ein Radiosignal, das sich in Form eines Pulses nur 0,04 Sekunden zeigte, und wieder verschwand. All das geschieht innerhalb einer Periode von nur 1,337301192271 Sekunden. Über die Notwendigkeit der Angabe dieser ganzen Nachkommastellen wird später gesprochen.

 

Natürlich steht zunächst die Frage im Vordergrund: Um was kann es sich dabei handeln? In einer solchen Präzision, genauer als Atomuhren auf der Erde, kann sowas überhaupt von der Natur kommen? Sind das vielleicht schon die Außerirdischen mit ersten Versuchen einer Kontaktaufnahme? Einige glaubten damals wirklich daran. Die Entdeckerin Jocelyn Bell nannte ihre Entdeckung partout ,,Little Green Man 1“. In der damaligen Fachliteratur bekam er aber schnell eine eigene Nummer zugeordnet: PSR B1919+21. Wir verzichten auf weitere Details und befassen uns jetzt eingehender mit der physikalischen Natur des Pulsars. Heute nämlich ist bekannt, dass es sich bei dem Objekt, dass Jocelyn Bell 1967 zufällig im Radiobereich entdeckte um einen dieser Pulsare handelte.

 

Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist ein massereicher Stern von mindestens 8 bis etwa 25 Sonnenmassen. Wie jeder andere Stern auch findet zu Beginn seines Lebens die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium statt. Dabei ist die Fusionsrate in etwa proportional zur Temperatur des Sternkerns. Logischerweise ist es in einem Stern von 8 Sonnenmassen wesentlich heißer als zb. Im Kern der Sonne alleine schon bedingt durch die bei konstantem Radius anwachsenden Gravitationskräfte, die für enormen Druck und enorme Temperaturen im Sterninnern sorgen. Bedingt durch die hohe Fusionsrate des Sterns, die erforderlich ist damit er seine hydrostatische Gleichgewichtskonfiguration fortwährend aufrecht erhalten kann, ist seine Lebenszeit auf nur etwa 20 Millionen Jahre verkürzt. Dafür steht ihm nach Abschluss des Wasserstoffbrennens aufgrund seines starken Gravitationsfeldes auch mehr potenzielle Energie zur Verfügung, die nach dem Virialsatz zur erneuten Aufheizung des Kerns führt. In einem Stern von mindestens 8 Sonnenmassen werden durch Kernkontraktionen nach dem Abschluss einzelner Brennstufen, alle quantenphysikalisch nur erdenkbaren Fusionsprozesse durchlaufen. Es gilt chronologisch angeordnet:

 

  • Wasserstoffbrennen

  • Heliumbrennen

  • Kohlenstoffbrennen

  • Neonbrennen

  • Sauerstoffbrennen

  • Siliziumbrennen (Endprodukt: Eisen)

 

Wir erinnern uns daran, dass sich die Fusionsprozesse zunächst ausschließlich im Kern des betroffenen Sterns abspielen. Ein Stern unterhalb von 8 Sonnenmassen bringt nicht mehr die nötigen Zustandsgrößen auf, um tatsächlich bis zum Endprodukt Eisen zu fusionieren. Hier entfällt die Möglichkeit der Produktion eines Pulsars von vornherein. Gegen Ende der stellaren Entwicklung entwickelt sich unser 8-Sonnenmassen-Exemplar in der Art, in der es nunmehr einer Zwiebel gleicht. Im Innern des Sternkerns befindet sich Eisen. Eisen kann aufgrund der höchstmöglichen Bindungsenergie nicht mehr „weiterfusioniert“ werden. Die Fusion stoppt an der Stelle und leitet nach 20 Millionen Jahren intensiver Fusionsparty den Tod eines Sterns ein, ohne dessen Vertreter es uns heute nicht gäbe. Wenn im Kern nicht mehr fusioniert wird, gleichzeitig aber das Gravitationsfeld nach Innen wirkt, muss irgendwo noch Strahlung produziert werden die zur Gleichgewichtskonfiguration beiträgt. Das ist nun in den äußeren Schichten des Sterns der Fall. Dort werden unterteilt in 5 unterschiedlichen Hüllen, all die Fusionsprozesse weitergetrieben die vor Millionen Jahren noch im Kern stattfanden.

 

Wie geht es aber jetzt mit dem Eisenkern im Inneren des Sterns weiter? Es ist abzusehen, dass Eisen aufgrund seiner hohen Ordnungszahl ein mitunter starkes Gravitationsfeld aufbauen kann. Und momentan, kann einem Gravitationsfeld qualitativ nichts entgegenwirken (die Fusion ist schließlich immer noch unmöglich).

 

Als eine logische Folge fällt der Eisenkern innerhalb von nur einigen Millisekunden unter seiner eigenen Schwerkraft zusammen. Dieses Zusammenfallen des Eisenkerns, der eine Aussdehnung von einigen Tausend Kilometern hat, resultiert in einem Prozess mit dem Namen ,,inverser Beta-Zerfall“. Die Elektronen der Eisenatome werden nun in die Protonen hineingedrückt. Negativ geladene Elektronen werden also in positiv geladene Protonen „gedrückt“. Das Resultat davon ist ein sich ausbildendes Neutron, dass aufgrund der Ladungserhaltung aus der Verschmelzung beider Teilchen hervorgeht. Unser Eisenkern wird zu einem Neutronenkern. Und noch etwas ist besonders: Aufgrund der Tatsache, dass sich der Platz der Neutronen aufgrund des Zusammenfallens immer weiter verkleinert, teilt die Natur den Neutronenkern in verschiedene Quantenzellen auf. Dabei darf eine Quantenzelle maximal von 2 Neutronen besetzt werden, die sich in ihrer Spinausrichtung unterscheiden. Zwei Quantenobjekte dürfen dabei nie gleichzeitig an demselben Ort sein (Pauli-Prinzip). Aufgrund der Tatsache, dass nicht jedes Neutron noch eine freie Quantenzelle findet baut sich im Neutronenkern (der astrophysikalisch jetzt als „Neutronenstern“ definiert wird) ein quantenmechanischer sogenannter Fermi-Druck auf, der dem Gravitationsfeld entgegenwirkt und einen weiteren Kollaps an der Stelle stoppt. Dieser Fermi-Druck ist temperaturunabhängig und steht nur in Korrelation mit der Masseverteilung im Innern einer kugelsymmetrischen Sphäre. Hier ist es also nicht der Strahlungsdruck der der Schwerkraft paroli bietet, sondern ein quantenmechanischer Druck, den wir aus unserem Alltag nicht kennen. Schließlich fallen noch die äußeren Hüllen des Sterns auf den geschrumpften Neutronenstern hinauf, prallen ab und rasen mit einer riesigen Front von Neutrinos zurück. Die enorme Aufheizung des Gases schlägt sich schließlich in einer Supernova vom Typ II nieder. Der Gasnebel breitet sich anfänglich mit mehren Tausend Kilometern pro Sekunde aus, er verdünnt über die Jahrmillionen im interstellaren Medium. Was zurückbleibt ist der Neutronenstern, und der hat plötzlich einige sehr komische Eigenschaften bekommen: Er dreht sich etwa 600-mal pro Sekunde um seine eigene Achse, besitzt ein unfassbar starkes Magnetfeld und emittiert an seinen magnetischen Polen elektromagnetische Strahlung. Wie ist das zu erklären?

 

Als der Eisenkern im Innern des 8-Sonnenmassen-Sterns zusammenfiel, konzentrierten sich auch sehr große Teile der Sternmasse auf den Kernbereich. Der Drehimpuls ist in abgeschlossenen Systemen eine Erhaltungsgröße! Auch die Rotationsenergie des gesamten Sterns wird also in einen sehr, sehr kleinen Teilbereich verschoben. Ähnlich wie ein Eiskunstläufer, der während er eine Pirouette macht, die Arme an den Körper zieht und deswegen schneller wird. Der Drehimpuls der vorher auf dem gesamten Stern mit einer Ausdehnung von mehreren Hundert Sonnenradien lastete, lastet nun auf einer kleinen Kugel mit einem Durchmesser von ca. 15 Km. Deswegen rotieren Neutronensterne so unfassbar schnell um ihre eigene Achse. Weil in ihnen der Drehimpulserhaltungssatz spricht, und damit auch die Rotation des Vorgängersterns. Das zieht nun zwei weitere Konsequenzen mit sich:

 

  1. An der Oberfläche eines solchen Neutronensterns werden aufgrund der übermäßig starken Zentripetalkraft vereinzelte natürlich immer noch existierende Elektronen aus seiner Oberfläche gerissen und entlang der Magnetfeldlinien beschleunigt. Bewegen sich diese negativ geladenen Teilchen nun nicht exakt parallel zu den Magnetfeldlinien, so werden sie auf eine kreisförmige Bahn um diese Linien gezwungen. Diese Kraftwirkungen entsprechen einer Beschleunigung, und nach der Elektrodynamik strahlen beschleunigte Teilchen Energie in Form von Photonen ab. Deswegen emittieren Elektronen entlang der Magnetfeldachse bei ihrer Beschleunigung auch Photonen aus dem Radiobereich. So entstehen die Pulse, die wir auf der Erde mit speziellen Geräten beobachten können. Jetzt ist unser Neutronenstern ein Pulsar! Wir reden bei diesem Strahlungsprozess im Übrigen von Synchrotronstrahlung.

  2. Nach der Dynamotheorie kann unter der Anwesenheit eines anfänglich nur schwach induzierten Magnetfeldes, jede Form von Bewegungsenergie zum Verstärken dieses Magnetfeldes führen. Auch die extrem hohe Rotation der Pulsare, ist eine solche Form von Bewegung. Ähnlich wie die in ihnen ablaufenen Konvektionsprozesse, die auf der Oberfläche dieser Objekte zu etwa 2 Kilometer großen Granulen führen. Pulsare sind die idealen Dynamos.

 

So viel dazu. Auch hier fassen wir kurz zusammen: Pulsare sind sehr schnell rotierende Neutronensterne, die an ihren Magnetfeldachsen Synchrotronstrahlung emittieren, die in Form von Pulsen auf der Erde im Radiobereich beobachtet werden kann.

Und was ist zuletzt mit den Magnetaren?

Die sind nun so etwas wie ein Bonus für den Pulsar. Im Wort Magnetar steckt bereits das Wort Magnet, und es hat da nicht umsonst etwas zu suchen.

Aus Punkt 2 wird ersichtlich, dass Pulsare ein starkes Magnetfeld besitzen. Erklärt wird dies dadurch, dass der Vorläuferstern ebenfalls ein Poloidalfeld gehabt haben muss. Bei einem Stern von 8 Sonnenmassen kann das anlässlich der nur schwach ausgebildeten Konvektionszone an der falschen Stelle jedoch höchstwahrscheinlich nicht selbstgeneriert werden. Fakt ist, dass aber auch das Magnetfeld des Vorgängersterns der Supernova ähnlich wie der Drehimpuls in den Kernbereich verschoben wird. Durch die extrem hohe Rotationsgeschwindigkeit von Pulsaren und die unter ihrer Oberfläche auftauchenden Konvektionsprozesse kann sehr viel kinetische Energie effizient in magnetische Energie überführt werden, was dieses anfängliche Feld des Vorgängersterns dabei erheblich verstärkt. Wichtig ist vor allem, dass bei der Entstehung von Magnetaren sowohl Magnetfeld als auch Rotationsenergie des Vorgängersterns hinreichend hoch sind. Definiert ist der Magnetar nämlich als ein Pulsar, dessen Magnetfeld in etwa 1000- mal so stark ist wie das eines gewöhnlichen Neutronensterns.

 

Die extrem starken Magnetfelder an der Oberfläche von Magnetaren führen zu einer ganzen Palette von beobachtbaren Prozessen. Von Strahlungsausbrüchen bishin zu sogenannten Krustenbeben ist alles dabei. Als besonders interessant erwies sich dabei der vom 27. Dezember 2004 in Erscheinung getretene Superflare eines Magnetars, 50 000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Gammastrahlenausbruch von ungeheurer Intensität war die Folge einer großflächigen magnetischen Umstrukturierung dieses Objekts. In vielen Fällen sind Magnetare unter den galaktischen Vertretern sehr auffällig, da sie als ,,Soft Gamma Ray Repeater“ (SGR) verhältnismäßig einfach zu identifizieren sind. Was die astronomische Forschung zu diesem Objekttypus betrifft, so kam vor bereits einiger Zeit folgende Hypothese in Betracht: Anfänglich ist jeder Pulsar ein Magnetar, der sich über einen Zeitraum von nur etwa 1000 Jahren mehr oder weniger aktiv zeigt. Bedingt durch die extrem hohe Magnetfeldstärke die Magnetare mit sich bringen, kommt es binnen kürzester Zeit aber zu einer Verkürzung der Rotationsperiode. Deswegen greifen wir die Zahl 1,337301192271 Sekunden wieder auf. Dieser gemessene Periodenwert wurde bei einer Vielzahl von Magnetaren und Pulsaren über mehrere Jahre hinweg aufmerksam untersucht, mit dem Ergebnis das zu erwarten war. Die Rotationsenergie des Magnetars wird langsam aber sicher durch magnetische Bremswirkungen abgebaut. So verkleinert sich die Zahl der Periode wohl von Jahr zu Jahr auf natürlichem Wege. Gerade bei Magnetaren ist der Verlust von Rotationsenergie eben immer damit einergehend, dass sich diese Objekte zunehmend stärker den klassischen Eigenschaften eines gewöhnlichen Pulsars annähern. Synchrotronstrahlung und gebündelte Pulse gehören einwandfrei dazu. Auch hier fassen wir kurz und knapp zusammen, ehe wir in den Schlussakkord verfallen: Magnetare sind eine spezialisierte Form von Pulsaren, deren Magnetfeld mehr als etwa 1000 mal so stark ist wie gewöhnlich. Magnetare scheinen ein sehr kurzfristiges Übergangsleben zwischen der Supernova-Explosion und dem sich danach ausbildenden Pulsar zu haben. Sie fallen vor allem durch die hohe Strahlungsaktivität im Röntgen- oder Gammabereich auf.

 

 

Wenn auch nur 3 weitere Objekte in diesem Text etwas näher erläutert wurden, die den schwarzen Kosmos anfüllen, so erzählen auch sie uns überaus wichtige Dinge. Viele Charakteristika dieser Objekte sind bis heute noch nicht abschließend erforscht. Und genau das reizt uns ja so sehr, an ihnen weiter zu forschen. Dabei ist zu berücksichtigen: ,,Sprächen die Menschen nur von Dingen, von denen sie etwas verstehen, die Stille wäre unerträglich.“